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Bakterien und Viren
Verständnis von Infektionsgefahren in Wild- und Zuchtpopulationen
Infektionskrankheiten, die durch Bakterien und Viren verursacht werden, befallen sowohl wildlebende als auch in Gefangenschaft gehaltene Igel (Erinaceidae) und Tenreks (Tenrecidae) und können von milden bis hin zu lebensbedrohlichen Folgen reichen. Diese Mikroorganismen können direkt Erkrankungen auslösen, als asymptomatische Überträger von Zoonosen fungieren oder bei einem geschwächten Immunsystem zu Sekundärinfektionen beitragen.
Egal ob Sie Tierbesitzer, Tierretter, Forscher oder Wildtierliebhaber sind, es ist wichtig zu verstehen, welche Krankheitserreger relevant sind, wie sie sich verbreiten und wie man sie bekämpfen oder verhindern kann.
Die mikrobielle Landschaft: Was sind Bakterien und Viren?
Bakterien sind einzellige Organismen, die in vielen Umgebungen gedeihen können. Einige sind harmlos oder sogar nützlich, während andere pathogen sind und Krankheiten verursachen können.
Viren sind viel kleiner und benötigen eine Wirtszelle zur Vermehrung. Sie befallen häufig spezifische Gewebe und können sich unter den richtigen Bedingungen rasch ausbreiten.
Beide können artspezifisch oder zoonotisch sein, das heißt, sie können von Tieren auf Menschen oder umgekehrt übertragen werden.
Häufige bakterielle Infektionen bei Igeln und Tenreks
- Salmonella spp.
Eine bedeutende Zoonosegefahr, insbesondere für Afrikanische Zwergigel. Wild- und in Gefangenschaft gehaltene Tiere können Salmonellen asymptomatisch in sich tragen und mit dem Kot ausscheiden. Die Übertragung erfolgt über kontaminierte Oberflächen, Einstreu oder direkten Kontakt.
- Pasteurella multocida
Normalerweise ist dieses Bakterium bei vielen Tieren harmlos im Mundraum, kann aber Abszesse, Lungenentzündung oder systemische Infektionen verursachen, wenn es in Wunden gelangt. Es kommt sowohl bei Igeln als auch bei Tenreks vor, insbesondere bei verletzten oder schlecht gehaltenen Tieren.
- Staphylococcus aureus / Streptococcus spp.
Diese Bakterien kommen häufig bei Wundinfektionen und bakterieller Dermatitis vor. Bei Tenreks sind Fußinfektionen keine Seltenheit, wenn sie auf rauen oder unsauberen Untergründen gehalten werden. Bei Igeln können sich Hautwunden, die durch Selbsteinreiben oder Milbenbefall entstehen, sekundär infizieren.
- Mycobacterium spp.
Selten, aber besorgniserregend. Bei einigen wildlebenden Igeln (insbesondere europäischen Arten) wurden Tuberkulose-Bakterien nachgewiesen. Dies ist vor allem für Wildtierpfleger und Forscher relevant, da es ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko darstellt.
- Clostridium spp.
Kann bei immungeschwächten Tieren Enterotoxämie oder schwere Magen-Darm-Erkrankungen verursachen, insbesondere wenn das Mikrobiom durch Antibiotika oder eine mangelhafte Ernährung gestört ist.
Virusinfektionen bei Igeln und Tenreks
- Herpesvirus
Bei europäischen Igeln (Erinaceus europaeus) wurde das Virus nachgewiesen und wird mitunter mit Enzephalitis oder systemischem Versagen in Verbindung gebracht. Bei Tenreks ist die Erkrankung noch wenig erforscht. Einige Herpesviren verlaufen latent und rufen Symptome nur unter Stress hervor.
- Coronavirus (Erinaceus-Coronavirus)
Aus wildlebenden europäischen Igeln, hauptsächlich in Großbritannien, wurde ein neuartiges Coronavirus isoliert. Obwohl es sich nicht um dasselbe Virus wie SARS-CoV-2 handelt, deutet es darauf hin, dass Igel möglicherweise eigene, artspezifische Coronaviren in sich tragen. Die Rolle dieses Virus bei Krankheiten wird noch untersucht.
- Maul- und Klauenseuchevirus (MKSV)
Es ist bekannt, dass Igel anfällig für Maul- und Klauenseuche sind, insbesondere in experimentellen Studien. Obwohl sie bei natürlichen Ausbrüchen wahrscheinlich keine Hauptverbreiter sind, unterstreicht dieser Befund die Bedeutung von Biosicherheitsmaßnahmen in Wildtierpflegeeinrichtungen.
- Tollwut (Lyssavirus)
Obwohl selten, wurden in Europa wildlebende Igel nach Kontakt mit infizierten Fledermäusen oder Fleischfressern positiv auf Tollwut getestet. Dieses Risiko ist regional unterschiedlich und stellt hauptsächlich in Tollwut-Endemiegebieten ein Problem dar. Bei Tenreks wurde Tollwut bisher nicht nachgewiesen.
- Papillomavirus
Bei einigen Igeln mit Hautläsionen wurde ein papillomartiges Virus isoliert. Dies ist zum jetzigen Zeitpunkt hauptsächlich von akademischem Interesse, könnte aber bestimmte warzenartige Wucherungen erklären.
Infektionsrisiken in Gefangenschaft
In Gefangenschaft gehaltene Tiere verringern zwar häufig die Exposition gegenüber Viren, können aber das Risiko bakterieller Infektionen erhöhen, insbesondere bei mangelnder Hygiene oder Überbelegung. Zu den Risiken zählen:
- Mangelhafte Hygiene in Gehegen führt zur fäkal-oralen Übertragung von Bakterien
- Kontaminiertes Wasser oder Zuleitungen
- Neuankömmlinge ohne Quarantäne
- Gemeinsam genutzte medizinische Geräte oder Pflegeutensilien
- Suboptimale Temperaturen, die das Immunsystem belasten
- Unsachgemäßer Antibiotikaeinsatz, der die Darmflora stört und resistente Infektionen ermöglicht
Tenreks in Gefangenschaft sind aufgrund weniger fundierter veterinärmedizinischer Kenntnisse und ihrer einzigartigen Physiologie möglicherweise anfälliger für systemische bakterielle Infektionen.
Vorbeugung von Infektionskrankheiten
Einige wenige Kernprinzipien können das Risiko drastisch reduzieren:
- Strenge Quarantäne (mindestens 30 Tage) für alle neuen Tiere
- Regelmäßige Reinigung des Geheges, insbesondere der Futter- und Wassernäpfe sowie versteckter Abfall.
- Vermeiden Sie Überbelegung oder das Mischen verschiedener Arten.
- Richtige Ernährung und Haltung, Unterstützung der Immunabwehr
- Vermeidung unnötiger Antibiotika
- Zoonose-Aktion: Tragen Sie Handschuhe bei der Wundversorgung oder Reinigung.
- Jährliche Kontrolluntersuchungen durch einen auf Kleinsäuger spezialisierten Tierarzt für exotische Tiere
Wildtierpfleger sollten beim Umgang mit Tieren aus verschiedenen Regionen oder von verschiedenen Arten auch die Biosicherheitsprotokolle befolgen.
Wie man eine Infektion erkennt
Die meisten Infektionen beginnen nicht mit dramatischen Symptomen. Zu den subtilen Anzeichen können gehören:
- Verminderter Appetit oder Aktivität
- Ausfluss aus Nase, Augen oder Kloake
- Durchfall oder ungewöhnlicher Stuhlgang
- Gewichtsverlust
- Hautläsionen oder Abszesse
- Neurologische Anzeichen (Zittern, Gleichgewichtsstörungen, Krampfanfälle)
- Tod bei ansonsten „gesunden“ Tieren; insbesondere in Kolonien
Gehen Sie niemals davon aus, dass ein Igel oder Tenrek, der nicht sichtbar krank ist, auch nicht ansteckend ist; viele tragen Krankheitserreger in sich, ohne Symptome zu zeigen.
Wann man einen Tierarzt kontaktieren sollte
Konsultieren Sie immer einen Tierarzt mit Erfahrung im Umgang mit exotischen Tieren, wenn:
- Ein Tier zeigt einen rapiden Rückgang
- Mehrere Tiere erkranken
- Neurologische Anzeichen treten auf
- Eine offene Wunde ist geschwollen oder nässt.
- Es liegt ein unerklärlicher Gewichtsverlust oder eine Nahrungsverweigerung vor.
Das Mitbringen einer frischen Stuhlprobe und, wenn möglich, Fotos oder Aufzeichnungen der Symptome kann die Diagnose erleichtern.
Schlussgedanken
Bakterielle und virale Infektionen sind ein natürlicher Bestandteil des Ökosystems, und sowohl Igel als auch Tenreks haben sich so entwickelt, dass sie mit vielen davon zurechtkommen. In Gefangenschaft oder unter Stress kann jedoch selbst ein geringfügiger Krankheitserreger das Gleichgewicht in Richtung Krankheit verschieben. Indem Tierpfleger die häufigsten Gefahren kennen und frühzeitig handeln, können sie sowohl die Tiere als auch sich selbst schützen.
Ob Sie Züchter, Tierhalter, Wildtierpfleger oder Tierarzt sind – Wissen ist Ihr bestes Werkzeug und eine saubere, anregende und stressarme Umgebung Ihr bester Schutz.
