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Die tägliche Gesundheitscheckliste
Überwachung des Wohlbefindens von als Haustiere gehaltenen Igeln und Tenreks, sowohl zu Hause als auch in Auffangstationen.
Ob Sie nun einen einzelnen Igel als Haustier halten oder eine Gruppe von Tieren in einer Auffang- oder Rehabilitationseinrichtung betreuen – tägliche Gesundheitschecks gehören zu den wichtigsten Instrumenten, um Krankheiten, Verletzungen oder Stress frühzeitig zu erkennen. Igel sind klein, sensibel und neigen dazu, Symptome zu verbergen. Bis ein Problem offensichtlich wird, kann es bereits schwerwiegend sein.
Deshalb ist eine tägliche Gesundheitsroutine nicht nur eine Vorsichtsmaßnahme, sondern unerlässlich. Diese Checkliste soll die tierärztliche Versorgung nicht ersetzen, sondern sie ergänzen und Ihnen helfen, kleine Veränderungen zu erkennen, bevor sie zu größeren Problemen werden.
Warum tägliche Kontrollen wichtig sind
Igel und Tenreks sind von Natur aus Beutetiere. In freier Wildbahn lockt das Zeigen von Schwäche Raubtiere an, daher haben diese Tiere im Laufe der Evolution gelernt, Schmerzen und Unbehagen so lange wie möglich zu verbergen. Auch in Gefangenschaft bleibt dieser Instinkt bestehen.
Daher bemerken selbst erfahrene Tierhalter oft erst dann, dass etwas nicht stimmt, wenn das Tier die Nahrungsaufnahme verweigert, lethargisch wird oder plötzlich an Gewicht verliert. Durch kurze, tägliche Gesundheitschecks können Sie jedoch subtile Warnsignale, Verhaltensänderungen, Gewichtsschwankungen, Veränderungen der Körperhaltung oder des Hautzustands frühzeitig erkennen und eingreifen.
Der Kern einer täglichen Gesundheitsprüfung
Eine vollständige tägliche Kontrolle dauert nur wenige Minuten pro Tier und kann oft im Rahmen der üblichen Pflege, Fütterung oder Käfigreinigung durchgeführt werden. Hier erfahren Sie, worauf Sie sowohl bei Haustieren als auch bei Tieren aus dem Tierschutz achten sollten.
- Aufmerksamkeit und Verhalten
Beobachten Sie das Tier zunächst, bevor Sie es berühren:
- Reagiert das Tier, wenn man sich ihm nähert?
- Rollt es sich bei Stimulation auf oder bewegt es sich?
- Zeigt es ein normales Maß an Neugier oder Abwehrverhalten?
- Verhält es sich anders als sonst (zurückgezogener, aggressiver, träger)?
Plötzliche Veränderungen der Persönlichkeit oder des Verhaltens sind oft frühe Anzeichen von Krankheit oder Unwohlsein.
- Körperhaltung und Bewegung
Beobachten Sie, wie sich das Tier bewegt, selbst wenn es nur in einem kleinen Gehege ist.
- Steht das Tier gleichmäßig auf allen Gliedmaßen?
- Sind die Beine gespreizt, steif oder schleifen sie über den Boden?
- Geht es mit Gleichgewicht oder wackelt es?
- Gibt es Hinken oder Zögern bei Bewegungen?
Eine abnorme Körperhaltung oder Schwäche in den Gliedmaßen kann auf neurologische Probleme, Schmerzen oder sogar auf beginnende Nährstoffmängel hinweisen.
- Körperkondition und Gewicht
Nehmen Sie das Tier vorsichtig hoch und beurteilen Sie es:
- Ist es schwerer, leichter oder genauso schwer wie gestern?
- Können Sie hervorstehende Knochen (Rippen, Wirbelsäule, Hüften) ertasten?
- Liegen Blähungen, Schwellungen oder ein Verlust der Muskelspannung vor?
Wiegen Sie Tiere mindestens einmal wöchentlich (bei geretteten oder kranken Tieren täglich). Verwenden Sie eine digitale Feinwaage und achten Sie auf die Entwicklung des Gewichts, nicht nur auf die absoluten Zahlen. Ein plötzlicher Gewichtsverlust von 5–10 % ist besorgniserregend.
- Augen, Nase, Mund und Ohren
Betrachten Sie das Gesicht kurz:
- Sind die Augen klar, strahlend und geöffnet?
- Gibt es Ausfluss aus den Augen oder der Nase?
- Ist der Mund sauber und frei von Wunden?
- Ist die Zunge rosa und feucht?
- Sind die Ohren sauber und unverletzt?
Verkrustete Augen, Nasenausfluss, Speichelfluss oder üble Gerüche können auf Atemwegsinfektionen, Zahnerkrankungen oder systemische Erkrankungen hinweisen.
- Haut, Stacheln und Fell
Streichen Sie sanft mit den Fingern über den Rücken, die Flanken und den Bauch des Tieres:
- Sind die Stacheln oder das Fell intakt und glatt?
- Ist die Haut trocken, schuppig, verkrustet oder fettig?
- Gibt es kahle Stellen, Rötungen oder Wunden?
- Sind Parasiten oder Krusten sichtbar?
Übermäßiges Kratzen, plötzlicher Stachelverlust oder raue Haut deuten oft auf Milbenbefall, Pilzinfektionen oder zugrunde liegende Gesundheitsprobleme hin.
- Füße, Nägel und Unterseite
Überprüfen Sie jeden Fuß, insbesondere die Unterseite:
Sind die Nägel zu lang, abgebrochen oder eingerollt?
- Sind Schwellungen oder Rötungen an den Zehen oder Ballen vorhanden?
- Gibt es Schnittwunden, Druckstellen oder Ansammlungen von Schmutz oder Kot?
Zu lange Krallen können Gelenkschmerzen und -verformungen verursachen, und Fußverletzungen können sich unbehandelt infizieren. In Tierschutzorganisationen sind Fußkontrollen besonders wichtig für Tiere, die sich von Unterernährung, Übergewicht oder Haltung erholen.
- Atmung und Flüssigkeitszufuhr
Halten Sie das Tier ruhig und beobachten Sie es:
- Ist die Atmung ruhig und geräuschlos, oder sind Keuchen, Klicken oder angestrengte Atemgeräusche zu hören?
- Ist die Haut an Schultern und Bauch elastisch oder faltig und trocken?
- Ist das Zahnfleisch (falls sichtbar) rosa und feucht?
Dehydrierung ist ein häufiges Folgeproblem bei kranken Tieren und sollte umgehend behandelt werden.
- Urin- und Stuhlausscheidung
Prüfen Sie das Gehäuse auf Folgendes:
- Regelmäßiger Harn- und Stuhlgang
- Gut geformter Stuhl (nicht zu weich, flüssig oder trocken)
- Ungewöhnliche Farben (schwarz, grün, hell oder rot)
Fehlender Kotabsatz, Durchfall oder dunkler, teerartiger Kot sind allesamt Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt, von Austrocknung bis hin zu inneren Blutungen.
Tägliche Notizen und Aufzeichnungen
Ob Sie sich um ein oder zwanzig Tiere kümmern, ein einfaches, tägliches Tagebuch macht einen großen Unterschied. Notieren Sie:
- Gewicht (in Gramm)
- Appetit und Fütterung
- Verhaltensbeobachtungen
- Urin-/Stuhlausscheidung
- verabreichte Medikamente
- Alle auffälligen Befunde
In Tierheimen sind diese Informationen unschätzbar wertvoll, um die Versorgung durch das Personal zu koordinieren oder den Genesungsfortschritt der Tiere zu verfolgen. Im privaten Bereich liefern sie wichtige Informationen für den Anruf beim Tierarzt.
Besondere Überlegungen bei der Rettungspflege
Tiere in Rehabilitationszentren kommen oft mit Vorerkrankungen, Mangelernährung oder Traumata an. In diesen Fällen sollten die täglichen Gesundheitschecks detaillierter sein und Folgendes umfassen:
- Überwachung der Wundheilung oder von Verbänden
- Überwachung der Medikamentenreaktionen
- Beobachtung der Parasitenausscheidung
- Überprüfung auf Torpor- oder Winterschlafversuche bei gefährdeten Arten
Stressreduzierung ist entscheidend. Gestalten Sie die Interaktionen freundlich, kurz und vorhersehbar. Verwenden Sie gedämpftes Licht, sprechen Sie leise und bewegen Sie sich langsam.
Schlussgedanken
Die tägliche Gesundheitskontrolle ist mehr als nur eine Routine; sie ist ein Akt der Vorsorge, der Fürsorge und des Respekts. Für Kleintiere wie Igel und Tenreks bedeutet die Früherkennung von Problemen oft den Unterschied zwischen Genesung und schnellem Verfall.
Mit der Zeit werden diese Kontrollen zur Gewohnheit und gehören zum Füttern, Reinigen oder zur Beschäftigung mit dem Tier. Im Gegenzug gewinnen Sie ein tieferes Verständnis für die Persönlichkeit, die Gewohnheiten und die subtilen Signale jedes einzelnen Tieres.
Egal, ob Sie ein engagierter Tierbesitzer oder ein vielbeschäftigter Tierschützer sind, diese kurze tägliche Übung kann dazu beitragen, dass die Tiere in Ihrer Obhut nicht nur überleben, sondern auch prächtig gedeihen.
