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Diabetes bei Igeln und Tenreks
Ursachen, Diagnose, Heimtests und warum die Ernährung eine entscheidende Rolle bei der Behandlung spielt
Diabetes mellitus, eine Erkrankung, bei der der Körper den Blutzucker nicht richtig regulieren kann, wird zunehmend bei Igeln und seltener bei Tenreks diagnostiziert. Da die Symptome oft nur schwach ausgeprägt sind oder falsch interpretiert werden, wird Diabetes häufig nicht erkannt. Unbehandelt kann er jedoch schwerwiegende Folgen haben.
Dieser Artikel erklärt, was Diabetes ist, wodurch er verursacht wird, wie man ihn zu Hause mit Urin testen kann und wie man mit seinem Tierarzt zusammenarbeiten kann, um die Erkrankung zu behandeln oder sogar umzukehren, insbesondere durch Ernährungsumstellungen wie eine biologisch artgerechte Rohfutterernährung (BARF).
Was ist Diabetes bei exotischen Säugetieren?
Sowohl bei Igeln als auch bei Tenreks tritt Diabetes auf, wenn der Körper entweder:
- Produziert nicht genügend Insulin (Typ-1-Diabetes)
- Kann Insulin nicht effektiv verwerten (Typ-2-Diabetes, tritt häufiger bei Tieren in Gefangenschaft auf).
Insulin ist das Hormon, das dafür verantwortlich ist, Glukose (Zucker) aus dem Blutkreislauf in die Körperzellen zu transportieren. Wenn dieser Prozess gestört ist, reichert sich Zucker im Blut an und wird über den Urin ausgeschieden, was zu verstärktem Durst, häufigem Wasserlassen, Gewichtsverlust und Energiemangel führt.
Was verursacht Diabetes?
Diabetes bei Igeln und Tenreks ist typischerweise erworben und nicht vererbt. Zu den wichtigsten Risikofaktoren zählen:
- Langfristig ungesunde Ernährung: insbesondere kohlenhydratreiche, zuckerreiche oder obstreiche Ernährungsweisen
- Chronisches Übergewicht oder Bewegungsmangel
- Schädigung der Bauchspeicheldrüse durch Infektionen, Entzündungen oder Tumore
- altersbedingter Rückgang der Insulinregulation
- Vorherige Anwendung von Steroidmedikamenten (in einigen Fällen)
- Genetische Veranlagung (weniger häufig, aber möglich)
Bei Tenreks ist Diabetes selten, kann aber in Gefangenschaft unter unnatürlichen Ernährungsbedingungen auftreten.
Anzeichen und Symptome
Die Symptome von Diabetes treten oft langsam auf und werden leicht mit Alterserscheinungen oder Stress verwechselt. Wichtige Anzeichen sind:
- Übermäßiges Trinken und Urinieren (nasse Einstreu, durchnässte Gehege)
- Gewichtsverlust trotz normalem oder gesteigertem Appetit
- Klebriger oder süßlich riechender Urin
- Lethargie und verminderte Aktivität
- Schlechte Wundheilung oder wiederkehrende Infektionen
- Katarakte (insbesondere bei älteren Igeln)
Wird das Tier nicht behandelt, kann es austrocknen, in eine diabetische Ketoazidose (einen medizinischen Notfall) geraten oder mit der Zeit ein Organversagen erleiden.
Heimtests mit Urin
Eine der einfachsten und kostengünstigsten Methoden zur Früherkennung von Diabetes ist der Glukosetest im Urin zu Hause. Was Sie benötigen:
- Urinteststreifen (wie Keto-Diastix oder Multistix)
- Eine saubere, nicht saugfähige Oberfläche (z. B. eine Plastikschale oder eine streufreie Ecke)
- Eine kleine Spritze oder Pipette zum Auffangen von Urin (optional)
So geht’s:
- Warten Sie, bis das Tier uriniert: oft direkt nach dem Aufwachen oder während der Reinigung des Geheges.
- Fangen Sie eine kleine Menge Urin auf oder saugen Sie ihn mit einem Teststreifen direkt von einer glatten Oberfläche auf.
- Vergleichen Sie den Teststreifen innerhalb des angegebenen Zeitfensters mit der Farbskala.
Wenn im Urin dauerhaft Glukosewerte über 100 mg/dl nachweisbar sind, ist dies ein starker Hinweis auf Diabetes, insbesondere in Kombination mit Symptomen. Ketonkörper im Urin deuten auf ein fortgeschrittenes oder gefährliches Stadium hin.
Ein einzelner positiver Test reicht nicht für eine Diagnose aus. Der Urin sollte zu mehreren Zeitpunkten untersucht und das Ergebnis durch eine Blutuntersuchung vom Tierarzt bestätigt werden.
Veterinärmedizinische Diagnose und Behandlung
Bei Verdacht auf Diabetes kann Ihr Tierarzt für exotische Tiere folgende Untersuchungen durchführen:
- Blutzuckermessung (mittels einer winzigen Blutentnahme)
- Fructosaminspiegel zur Beurteilung der Langzeit-Glukosekontrolle
- Urinanalyse zum Nachweis von Zucker, Ketonen und Infektionen
- Vollständige körperliche Untersuchung zum Ausschluss von Tumoren oder Sekundärerkrankungen
Die Behandlung kann Folgendes umfassen:
- Ernährungsumstellung (entscheidend)
- Insulintherapie in fortgeschritteneren Fällen (wird jedoch aufgrund der Schwierigkeit der Dosisregulierung selten angewendet).
- Unterstützung bei der Flüssigkeitszufuhr
- Überwachung von Gewicht, Appetit und Verhalten
In leichten bis mittelschweren Fällen können bereits Änderungen des Lebensstils den Zustand stabilisieren oder sogar umkehren, insbesondere wenn die Erkrankung frühzeitig erkannt wird.
Warum die Ernährung wichtig ist und wie BARF helfen kann
Der größte Durchbruch bei der Behandlung von Diabetes bei Igeln (und möglicherweise auch Tenreks) liegt in der Reduzierung von überschüssigem Zucker und Kohlenhydraten in der Ernährung. Was nicht verfüttert werden sollte:
- Früchte, Honig oder Süßigkeiten
- Getreidereiche Fertiggerichte
- Stärkehaltiges Gemüse
- Fettreiche Insekten wie Mehlwürmer oder Wachsmottenlarven (in großen Mengen)
- Nassfutter in Dosen mit Füllstoffen
Was man stattdessen füttern sollte:
- BARF-Diät: Biologisch artgerechte Rohkost, basierend auf natürlicher Beute.
- 60–70 % ganze Insekten und rohes Muskelfleisch (Huhn, Pute, Wachtel)
- 10–15 % rohe Organe (Leber, Herz, Niere)
- 10 % Kalziumquelle (Eierschalenpulver oder Nahrungsergänzungsmittel)
- Maximal 5–10 % Pflanzenanteil (optional; faserreiches Blattgemüse oder Kürbis verwenden)
- Ein fleischreiches, fettarmes Trockenfutter (Katzen- oder Hundefutter)
Eine ausgewogene Rohkosternährung sorgt für einen stabilen Blutzuckerspiegel, einen hohen Proteingehalt und eine niedrige glykämische Last und unterstützt somit sowohl die Prävention als auch die Genesung. In manchen Fällen kann sie sogar Diabetes im Frühstadium rückgängig machen.
Wichtig: Konsultieren Sie vor der Umstellung auf BARF unbedingt einen Tierarzt oder Ernährungsberater mit Erfahrung im Umgang mit exotischen Tieren. Verfüttern Sie niemals rohes Fleisch, das für den menschlichen Verzehr bestimmt ist, da dies zu Ungleichgewichten oder der Verwendung von Zusatzstoffen führen kann. Hygiene und sachgemäße Lagerung des Futters sind unerlässlich.
Diabetes langfristig managen
Mit der richtigen Unterstützung können viele Tiere mit Diabetes ein langes und angenehmes Leben führen. Folgende tägliche Routinen sollten dazu gehören:
- Überwachung der Nahrungsaufnahme und des Gewichts
- Führen detaillierter Protokolle über Verhalten, Appetit und Urinieren
- Gelegentliche Urinteststreifen
- Eine gleichbleibende, zuckerarme und proteinreiche Ernährung anbieten
- Aufrechterhaltung optimaler Temperatur und Hygiene im Gehäuse
- Bereitstellung von Trainingsmöglichkeiten zum Erhalt der Muskelmasse
In Auffangstationen benötigen Tiere mit Verdacht auf oder bestätigter Diabetes möglicherweise eine häufigere Überwachung und eine individuelle Fütterung.
Schlussgedanken
Diabetes ist eine ernstzunehmende, aber nicht hoffnungslose Erkrankung. Viele Igel und einige Tenreks haben mit der richtigen Pflege, insbesondere durch Früherkennung und gezielte Futterumstellung, wieder zu ihrer alten Stärke und Energie zurückgefunden. Zeigt Ihr Tier Anzeichen, handeln Sie umgehend. Ein einfacher Urintest und eine Futterumstellung können die ersten Schritte zu einem längeren und gesünderen Leben sein.
