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Hat mein Igel oder Tenrek Übergewicht?
Übergewicht bei kleinen exotischen Säugetieren erkennen, behandeln und verhindern
Übergewicht ist eines der häufigsten und am meisten unterschätzten Gesundheitsprobleme bei in Gefangenschaft gehaltenen Igeln und Tenreks. Ein runder Körper und ein watschelnder Gang mögen zwar niedlich oder harmlos erscheinen, doch Übergewicht kann die Beweglichkeit, die Organfunktion und die langfristige Gesundheit ernsthaft beeinträchtigen.
Anders als Katzen oder Hunde speichern Igel und Tenreks Fett auf unterschiedliche Weise, und ihr natürlicher Körperbau kann es Besitzern erschweren, zu erkennen, ob ein Tier übergewichtig ist. Erschwerend kommt hinzu, dass diese Tiere wahre Meister darin sind, frühe Anzeichen von gesundheitlichen Problemen zu verbergen. Deshalb ist es so wichtig, zu lernen, den Körperzustand richtig einzuschätzen, die Ursachen von Übergewicht zu verstehen und rechtzeitig zu handeln.
Wie äußert sich Fettleibigkeit bei Igeln und Tenreks?
Zunächst ist es wichtig zu verstehen, dass ein Igel oder Tenrek zwar äußerlich „normal“ aussehen kann, aber dennoch ungesunde Mengen an innerem Fett angesetzt hat. Sie entwickeln nicht immer deutlich sichtbare Fettpolster, und viele Halter bemerken das Problem erst, wenn die Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist oder sich der Gesundheitszustand verschlechtert. Zu den allgemeinen Anzeichen von Übergewicht gehören:
- Eine breite, flache Beinstellung beim Gehen
- Ein schwingender Bauch, der den Boden berührt
- Schwierigkeiten beim Zusammenrollen zu einer engen Kugel (Igel)
- Sichtbare Fettfalten an den Beinen, im Gesicht oder am Schwanz
- Angestrengte Atmung bei Aktivität
- Widerstand gegen körperliche Anstrengung oder geringe Ausdauer
- Unfähigkeit, bestimmte Körperteile während der Körperpflege zu erreichen
Bei Tenreks kann Übergewicht sich durch Trägheit, eine Verdickung des Bauches und einen Verlust der sichtbaren Muskeldefinition äußern. Manche Arten sind von Natur aus runder als andere, insbesondere während der Paarungszeit. Daher ist es wichtig, das Gewicht und den Körperzustand im Zeitverlauf mit dem Ausgangsgewicht zu vergleichen.
Wie man den Körperzustand richtig beurteilt
Da der äußere Eindruck täuschen kann, ist es am besten, sowohl eine visuelle als auch eine körperliche Untersuchung durchzuführen:
- Wiegen Sie Ihr Tier wöchentlich mit einer digitalen Küchenwaage. Die meisten gesunden, ausgewachsenen Igel wiegen je nach Geschlecht und Körperbau zwischen 300 und 600 Gramm. Bei Tenreks variiert das Gewicht je nach Art stärker, sollte aber in einem bekannten Gewichtsbereich liegen.
- Tasten Sie entlang der Wirbelsäule und der Rippen. Sie sollten die Knochen unter einer Muskelschicht spüren können, sie sollten aber nicht scharfkantig oder hervorstehend sein. Wenn Sie sie gar nicht fühlen können, deutet dies möglicherweise auf eine übermäßige Fettpolsterung hin.
- Beobachten Sie den Gang Ihres Tieres. Ein Igel sollte sich so bewegen, dass seine Beine unter dem Körper sichtbar sind und nicht vom Fettgewebe verdeckt werden. Ein Tenrek sollte einen agilen, neugierigen Gang haben, keinen, der schwerfällig oder behäbig wirkt.
Vergleichen Sie im Zweifelsfall Fotos aus einer Zeit, als Ihr Tier eindeutig gesund und aktiv war, oder bitten Sie einen Tierarzt mit Erfahrung im Umgang mit Exoten um eine Beurteilung des Körperzustands.
Warum Fettleibigkeit in Gefangenschaft auftritt
In freier Wildbahn führen sowohl Igel als auch Tenreks ein körperlich anstrengendes Leben. Sie legen jede Nacht weite Strecken zurück, um zu laufen, nach Nahrung zu suchen, zu klettern, zu graben und ihre Umgebung zu erkunden. Nahrung muss man sich verdienen, sie wird einem nicht geschenkt. In Gefangenschaft ändert sich diese Dynamik dramatisch. Häufige Ursachen für Übergewicht sind:
- Überfütterung mit fettreichen oder kalorienreichen Nahrungsmitteln (insbesondere fettreichen Insekten wie Wachsmottenlarven oder Mehlwürmern)
- Bewegungsmangel aufgrund zu kleiner Gehege oder fehlender Beschäftigungsmöglichkeiten
- Unangemessene Ernährungszusammensetzung, zu viel Obst, weiche Speisen oder Kohlenhydrate
- Langeweile- oder Stressfressen, insbesondere bei Tieren, die in Einzelhaft oder unter reizarmen Bedingungen gehalten werden.
- Bei reduziertem Stoffwechselbedarf, älteren, genesenden oder außerhalb der Saison befindlichen Tieren kann ein geringerer Kalorienbedarf vorliegen.
- Schleichportionierung, allmähliche Erhöhung der Nahrungsmenge, die „nur für alle Fälle“ oder „weil sie hungrig aussahen“ gegeben wird.
Tenreks neigen besonders zu jahreszeitlichen Gewichtsschwankungen. Sie können vor Ruhephasen oder während der Brutzeit natürlicherweise an Gewicht zunehmen. Wird dieses Gewicht jedoch nicht wieder abgebaut, wird es zu einer chronischen Belastung.
Gesundheitsrisiken von Fettleibigkeit
Übergewicht bei Igeln und Tenreks ist nicht nur ein kosmetisches Problem. Es belastet nahezu alle Körpersysteme. Zu den Risiken gehören:
- Lebererkrankung (einschließlich Fettleber oder hepatischer Lipidose)
- Arthritis und Gelenkbelastung
- Herz- und Atemwegsbelastung
- Fußverletzungen oder Druckgeschwüre
- Beeinträchtigte Fellpflege und erhöhtes Risiko von Hautinfektionen
- Verminderte Fruchtbarkeit oder Zuchtkomplikationen
- Verkürzte Lebensdauer
Bei Igeln kann Übergewicht dazu führen, dass sie sich nicht mehr vollständig zusammenrollen können, wodurch sie angreifbar und gestresst werden. Bei Tenreks kann Übergewicht zu Muskelschwund und Inaktivität führen, wodurch ein Teufelskreis entsteht, aus dem es schwer ist, auszubrechen.
Was Sie tun können
Wenn Ihr Tier übergewichtig ist, sollte das Ziel eine langsame, stetige Gewichtsabnahme sein, nicht ein schneller Gewichtsverlust, der andere Gesundheitsprobleme auslösen kann.
- Beginnen Sie mit einer tierärztlichen Untersuchung, um Stoffwechsel- oder hormonelle Ursachen auszuschließen.
- Passen Sie die Ernährung an, indem Sie fettreiche Insekten reduzieren, Obst oder kohlenhydratreiche Lebensmittel einschränken und proteinreiche, fettarme Alternativen wie Seidenraupen oder mit Nährstoffen angereicherte Grillen vermehrt anbieten.
- Bieten Sie Futteranreicherung an, z. B. durch Streufütterung, Futterpuzzles oder Buddelkästen.
- Fördern Sie die Bewegung, indem Sie das Gehege vergrößern, Tunnel und Kletteräste anbieten oder beaufsichtigte Zeit auf dem Boden einplanen.
- Das Gewicht wöchentlich kontrollieren und jegliche Veränderungen des Appetits, des Verhaltens oder des Stuhlgangs protokollieren.
Hungern lassen oder die Nahrungsaufnahme drastisch einschränken – dies kann insbesondere bei Igeln zu einer Fettlebererkrankung führen. Stattdessen sollte die Kaloriendichte reduziert und die Aktivität auf natürliche Weise gesteigert werden.
Übergewicht von Anfang an vorbeugen
Die beste Behandlung von Übergewicht ist Vorbeugung. Das bedeutet, von Anfang an gesunde Gewohnheiten zu entwickeln:
- Füttern Sie abgemessene Portionen.
- Wechseln Sie die Futtersorten und Insekten ab.
- Bewegung zu einem natürlichen Bestandteil der Umwelt machen
- Vermeiden Sie es, Futter als einziges Beschäftigungsmittel zu verwenden.
- Überwachen Sie Gewicht und Zustand proaktiv, nicht erst, wenn Probleme auftreten.
Im Tierschutz bedeutet Prävention auch, Adoptiveltern neu zu schulen, auch kurzfristigen Bewohnern Beschäftigungsmöglichkeiten zu bieten und eine Ernährung für die Genesung zu wählen, die den Aufbau von fettfreier Körpermasse und nicht die Ansammlung von Fett fördert.
Schlussgedanken
Übergewicht ist weit verbreitet, aber vermeidbar und heilbar. Wenn Ihr Igel oder Tenrek übergewichtig ist, geraten Sie nicht in Panik und machen Sie sich keine Vorwürfe. Konzentrieren Sie sich stattdessen auf kleine, nachhaltige Veränderungen, die Bewegung, geistige Anregung und eine ausgewogene Ernährung fördern.
Am wichtigsten ist: Seien Sie freundlich, konsequent und aufmerksam. Ein gesundes Tier ist nicht nur schlanker, sondern auch aktiver, neugieriger, ausgeglichener und kann das Leben führen, für das es biologisch geschaffen ist. Und das ist das schönste Geschenk, das Sie ihm machen können.
